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Spielzeugfrei ab 09.März 2022

„Spiel ist nicht Spielerei, es hat hohen Ernst und tiefe Bedeutung“

Friedrich Fröbel

Liebe Eltern,

der Hauptberuf des Kindes ist das Spiel und Spielzeug ist dabei nicht wegzudenken. In unserer Kita gibt es jede Menge davon. Zunehmend beobachten wir, wie die Kinder häufig zwischen den verschiedenen Spielmaterialien wechseln, schnell das Interesse am Spiel verlieren und kaum ausdauernd an einer Sache dranbleiben. Daher stellt sich uns die Frage: Ist es zu viel? Ist es nicht attraktiv genug? Was brauchen die Kinder stattdessen? Welche Spielsachen sind geeignet, vielfältig und lassen kreatives, schöpferisches und soziales Spiel zu?  Wir möchten mit einer Spielzeugfreien Zeit ab dem 9.3. 2022 bewusst die „vorgefertigten“ Angebote in den Bildungsbereichen reduzieren.  Unsere Kinder im Kindergarten werden einen Kindergarten, dessen Materialangebot ausschließlich aus leeren Kindergartenmöbeln und verschiedensten, wertfreien Materialien besteht, erleben. In der Krippe werden die Spielsachen deutlich reduziert, aber nicht ganz verschwunden sein.

Wir werden die Kinder bei der Realisierung ihrer Ideen unterstützen, halten uns aber sehr bewusst mit Vorschlägen zurück. Wir vertrauen auf die Kinder, die sehr schnell die veränderte Situation im Kindergarten realisieren werden und neue Wege für ihr Spiel (er)finden.  

In den vergangenen Tagen haben sich die Kinder bereits mit der „Urlaubszeit“ des Spielzeuges beschäftigt, sich erinnert, wie es in der letzten Spielzeugfreien Zeit lief und welche Ideen sie für die kommenden Wochen haben. Vielleicht hat Ihnen Ihr Kind schon etwas darüber erzählt.

Unsere Zeitschiene und „Das Spielzeug macht Urlaub“ – was bedeutet das für Ihr Kind?

Bis Fasching werden wir die Spielzeugfreie Zeit gedanklich gemeinsam mit den Kindern vorbereiten.

Passend zum Beginn der Fastenzeit – also am Aschermittwoch wird es an das Packen gehen. Die Spielsachen verschwinden in den Umzugskisten. Dabei entscheiden die Kinder, welches Spielzeug als erstes und welches als letztes in den Kartons verschwindet. Gemeinsam verstauen wir alle Dinge und suchen einen Platz zum Abstellen.

Am 09.03.2022 ist es dann soweit: Wir starten ohne Spielzeug in die nächsten Wochen. Geplant ist von unserer Seite ein Zeitrahmen von 6 Wochen – also bis Ostern. Dabei halten wir die Option offen, in Absprache mit den Kindern diese Zeit zu verlängern. Nicht zuletzt war dies beim letzten Mal ein Wunsch der Kinder.

Ab dem 9.3. finden die Kinder in den Räumen also nur noch wenig Sachen. Hauptsächlich Möbel, Matten, Kissen und Schlafutensilien. In dieser Anfangszeit geben wir den Kindern die Möglichkeit, gemeinsam Ideen zu entwickeln, was sie denn alles brauchen, um etwas zu spielen. Hierbei ist alles möglich (Alltagsgegenstände, Werkzeug, Naturmaterialien). Manche Kinder werden sofort Einfälle haben, was man ohne Spielzeug spielen kann, andere wiederum benötigen vielleicht etwas mehr Zeit und Begleitung durch uns. Die Kinder bestimmen selbst, was sie für einen ausgefüllten, fantasiereichen Spieltag in der Kita benötigen. Das heißt auch, dass sie sich Gedanken machen, woher sie diese Dinge bekommen können oder wie man sie selbst herstellt: Wo findet man Pappkartons? Wie kann man Klebstoff machen? Kann man Papier ohne Schere schneiden? Wie kann man Fußball ohne echten Fußball spielen? Und wie bemalen wir die Ostereier ohne Farbe? Lässt sie sich selbst herstellen?

Unser Ziel ist es, die Kinder in diesen Überlegungen zu begleiten und ihnen nur wenig vorzugeben. In Ihren Kindern schlummert viel Kreativität, welche wir wecken und bestärken möchten. Weiterhin fördert das Spielen ohne Spielzeug die Kommunikation und die sozialen Kompetenzen. Durch die Mitsprache in allen Entscheidungen werden die Kinder intensiv beteiligt, was sich wiederum positiv auf die Selbstwirksamkeit und das Selbstbewusstsein auswirkt.

Nach und nach werden auch die ein oder anderen Spielmaterialien hinzukommen, je nachdem, was sich die Kinder wünschen.

Die Rückführung der Spielmaterialien erfolgt phasenweise: Jede Phase dauert eine Woche.  Zum Beispiel in der 1. Phase die Bleistifte, in der 2. Phase kommen dann die Buntstifte dazu.

Was bedeutet die Spielzeugfreie Zeit nun konkret?

  • ca. 2 Monate (März bis April/Mai 2022) Projektdauer im Bereich Kindergarten,
  • in der Krippe wird das Spielzeug aufgrund der gegenwärtig stattfindenden Eingewöhnungen/Umgewöhnungen reduziert und nicht ganz weggepackt.
  • eine Zeit ohne Spielzeug, aber mit Spielmaterialien (Alltagsgegenstände, Werkzeuge, Naturmaterialien -> vielfältige und multifunktionale Gegenstände)
  • eine konsumarme Zeit, Kinder werden zu „Produzenten“ und Erfindern
  • „Übergangsobjekte“ wie Kuscheltiere oder Tücher für die Schlafenszeit sind natürlich weiterhin erlaubt
  • Wandertage, Vorschule, Zahlenland, Ausflüge, Bibliothek etc. finden weiterhin statt.
  • die Osterzeit in unserer Kita ist geprägt durch selbstgestalteten Schmuck fürs Haus, durch viel gemeinsames Spiel, schöpferisches Tun und wenig Konsum
  • Spielzeugtag entfällt

Was bedeutet das für Sie?

Bitte geben Sie Ihrem Kind keine Spielsachen mit in die Kita (ausgenommen Kuscheltier/Tuch zum Schlafen)! Der Spielzeugtag am Freitag findet für den Projektzeitraum nicht statt.

Vielleicht haben Sie Materialien, welche Sie den Kindern zur Verfügung stellen möchten? Die Kinder und wir informieren Sie, welche Dinge wir benötigen!

Natürlich muss das Spielzeug zu Hause nicht in den Urlaub fahren. Sollte Ihr Kind jedoch den Wunsch äußern, Spielzeug auszusortieren, unterstützen Sie es dabei!

Wir als Team sind wieder sehr gespannt, wie die Kinder (und nicht zuletzt auch wir) die Herausforderung der Zeit ohne Spielzeug meistern werden. Wir freuen uns auf diese Zeit des „Spielzeugfastens“ und sind überzeugt, dass insbesondere Ihre Kinder sehr davon profitieren können.

In regelmäßigen Fotodokumentationen erfahren Sie, wie sich der Alltag ohne Spielzeug bei uns gestaltet. Zum Ende der Spielzeugfreien Zeit haben Sie die Möglichkeit, in einem Fragbogen Ihre Wahrnehmung und Erfahrungen zurückzumelden.

Diese kurze Information zur Spielzeugfreien Zeit kann sicherlich nicht alle Ihre Fragen abdecken. Sollten Sie Gesprächsbedarf  haben, sprechen Sie uns bitte an bzw. senden Sie uns Ihre ersten Fragen bis zum 3. März per E-Mail, sodass wir diese zusammentragen und für alle beantworten können.

Sicherlich werden auch während der Spielzeugfreien Zeit Fragen aufkommen, die sie uns gern senden oder übermitteln können. Wir werden diese dann umgehend beantworten.

Hier schon mal ein erster Versuch Fragen aufzufangen und zu beantworten:

Warum keine Stifte?

In unserem Kitaalltag zeigt sich, dass die Kinder bei Langeweile den ganzen Tag malen würden und sich nicht der Ideenentfaltung für andere, neue Projekte hingeben.

Wieso wird das Projekt über einen längeren Zeitraum durchgeführt?

In der letzten Spielzeugfreien Zeit konnten wir beobachten, dass die Kinder in den ersten 2 Wochen viel Zeit brauchten um in die neue Situation rein zu finden. Ebenso benötigen Spielideen die Zeit um sich entwickeln zu können.

Wie können die Kinder zu Ostern die Eier farbig gestalten?

Hierfür gibt uns die Natur viele Möglichkeiten unsere Farben selber herzustellen.

Was ist wenn mein Kind sich langweilt?

Das ist wichtig und gehört dazu. Nur durch Langweile entsteht Kreativität und Eigeninitiative.

Wie funktioniert die Spielzeugfreie Zeit im eingeschränkten Regelbetrieb?

Sollten wir uns weiterhin im eingeschränkten Regelbetrieb befinden, wird die Spielzeugfreie Zeit in den Bereichen stattfinden. Sobald der Regelbetrieb wieder erlaubt ist werden wir die komplette Etage für alle Kinder wieder öffnen.

Erfahrungen der Kinder/Erzieher/Eltern von der letzten Spielzeugfreien Zeit:

„…weniger Streit um Dinge, reden mehr miteinander.“

„…offen für Dinge, die man sonst tun kann.“

„…kreatives Spiel mit den vorhandenen Dingen.“

„…wie wenig die Kinder eigentlich brauchen.“

„… ich möchte Spielzeugfrei zu Hause. Damit ich Möbelklettern kann. Jetzt mache ich das heimlich.“

„…es wurde weniger gestritten.“

„…neue Freundschaften gebildet.“

„…es wurde intensiver und bewusster zu Hause gespielt.“

„…ausgeglichener, hat mehr zu Hause erzählt.“ und vieles mehr….